Old State House, Boston

Kleiner Backsteinbau inmitten von Hochhäusern: Das Old State House

Das Old State House 32 steht in der Washington Street, Ecke State Street und ist Teil des rot markierten Freedom Trail Rundgangs. Der verhältnismäßig kleine rote Backsteinbau steht im krassen Gegensatz zu dem verspiegeltem John Hancock Tower 76, welcher sich in unmittelbarer Nähe befindet.

Bis zum Jahr 1798 diente das Old State House 32 als Regierungssitz für den Staat Massachusetts: Es war das Zentrum des politischen Lebens und hitziger Debatten. Doch das Old State House 32 war nicht der erste Amtssitz: Vorher traf man sich im anno 1657 errichteten Boston Town House – dieses wurde erbaut, damit die Regierung auch im eiskalten Winter und im heißen Sommer tagen konnte - Bis zu dieser Zeit fanden politische Diskussionen üblicherweise noch unter freiem Himmel statt. Das Boston Town House wurde aber wenig später von einem Feuer zerstört und im Jahr 1713 errichtete man an gleicher Stelle ein neues Gebäude.

Blick zum Turm des State Houses

Dieses fiel gut 30 Jahre später erneut den Flammen zum Opfer. Anno 1747 erbaute man dann das Old State House 32, welches man auch heute noch besichtigen kann: Es ist das älteste, noch erhaltene öffentliche Gebäude von Boston!

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Zunächst schmückten – als Symbol der britischen Macht - ein Löwe und ein Einhorn den Giebel des Old State House 32. Doch als man am 18. Juli 1776 die Amerikanische Unabhängigkeitserklärung vom Balkon des Old State Houses aus verkündete, wurden diese beiden Figuren verbrannt – immerhin stellten sie die Unterdrückung durch die Engländer dar! Etwa zur selben Zeit erhielt die Straße auch ihren heutigen Namen: Sie wurde von King’s Street in State Street umbenannt.

Die Regierung zog allerdings wenige Jahre später in das anno 1798 erbaute Massachusetts State House 32 auf dem Beacon Hill 52 um – das Old State House 32 war einfach zu klein und bot nun für einige Läden Platz. Unter anderem gab es hier eine Weinhandlung, einen Hutmacher und eine Taverne. In den Jahren von 1830 bis 1840 diente das Old State House 32 zwischenzeitlich als Rathaus der Stadt Boston. Doch anschließend verfiel das Haus zusehends und es gab sogar schon Pläne, es abzureißen, um eine Straße zu erbauen.

Das Old State House bei Nacht

Glücklicherweise setzte man dieses Vorhaben nie in die Tat um und anno 1881 beschloss die Stadt sogar, dass das Old State House 32 vor dem Verfall geschützt werden müsse: Das Gebäude wurde restauriert und erhielt sein ursprüngliches Erscheinungsbild zurück. Erst jetzt zierten auch der Löwe und das Einhorn wieder den Giebel.

Schatulle von John Hancock

Die obere Etage dient seitdem als Sitz für die Bostonian Society: Diese historische Vereinigung richtete im Old State House 32 das Museum of Boston History ein. Hier erfährt der Besucher in wechselnden Ausstellungen vieles über die Geschichte der einstigen britischen Kolonie Massachusetts. Eine Sammlung von alten Fotografien zeigt das historische Boston und man kann sogar noch einen kleinen Rest von dem Tee von der Boston Tea Party bestaunen. Der Besucher durchlebt die Entwicklung der Stadt in architektonischer, geschichtlicher, politischer und kultureller Hinsicht – man wirft sozusagen einen Rundumblick auf Boston. Die Ausstellungsstücke erinnern nicht nur an geschichtsträchtige Ereignisse sondern unter anderem auch an den Fischfang – den ehemals wichtigsten Industriezweig in Neuengland.

Das Old State House 32 hat sich – allen Abrissgedanken zum Trotz – viele Jahre über gehalten. Heute ist es umringt von Hochhäusern und dem Straßenverkehr. Dieses schöne Fotomotiv zeigt einmal mehr die Gegensätze von Boston: Historisches existiert neben Modernem.

Gedenkstein für die Opfer des Massakers

Auf der Verkehrsinsel auf der Ostseite des Old State House 32 befindet sich die so genannte Boston Massacre Site. Ein Ring aus Pflastersteinen markiert die Stelle, an der im Jahr 1770 fünf amerikanische Zivilisten von britischen Soldaten getötet wurden. Einige Kolonisten hatten gegen die übermächtige Präsenz des britischen Militärs in der Stadt protestiert – das ließen sich die Briten nicht gefallen und es kam zu blutigen Auseinandersetzungen. Unter den Toten war auch der entflohene Sklave Crispus Attucks.
Die Gräber der Opfer des Boston Massacres findet man auf dem Old Granary Burying Ground 38 in Boston.