Paul Revere House, Boston

Im Stadtteil North End, unweit des Lewis Wharfs, steht mit dem anno 1680 erbauten Paul Revere House eines der ältesten Gebäude von Boston. Wo einst der berühmte Freiheitskämpfer lebte, kann man heute ein interessantes Museum besuchen.

Revere lebte mit seiner Familie in den Jahren von 1770 bis 1800 mit einigen Unterbrechungen in dem kleinen Haus. Er hatte Silber- und Goldschmied gelernt und stellte alltägliche Gebrauchsgegenstände wie Besteck, aber auch sehr kunstvolle Einzelstücke her. Gerade in der Anfangszeit besserte er sein Einkommen mit anderen Tätigkeiten auf, vor allem als Kupferstecher – so konnte er sich und seiner Familie ein relativ gutes Leben ermöglichen.

Zudem war Revere politisch engagiert: Er wurde im Jahr 1774 als Kurierreiter für das "Boston Committee of Correspondence" und das "Massachusetts Committee of Safety" eingesetzt. Zu dieser Zeit kam er weit in Amerika herum: er überbrachte Nachrichten bis nach Philadelphia und New York.

Eines der ältesten Bostoner Häuser

Einst lebte Paul Revere hier

Das Haus ist über den Freedom Trail erreichbar

Als Nachrichtenübermittler spielte Revere auch eine wichtige Rolle im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg: Am 18. April 1775 standen die Britischen Truppen vor Boston. Revere erhielt die Anweisung, bis in die Stadt Lexington 106 zu reiten, um die eigenen Truppen und die Bevölkerung über den Vormarsch der Briten zu informieren. Revere hatte im Vorfeld mit Robert Newman, dem Küster der Old North Church 22, ein Zeichen vereinbart: Der Kirchenmann sollte eine Laterne in die Kirchturmspitze hängen, falls die britischen Truppen über Land kommen würden; er sollte zwei Laternen anzünden, falls sie über Wasser kamen. Nachdem Revere das Signal erhalten hatte, ritt er gegen 22:00 Uhr in Boston los und erreichte Lexington 106 zu Mitternacht - Daher ging dieses Ereignis als "Midnight Ride" in die Geschichte ein. Am nächsten Tag fand mit der Schlacht auf dem Lexington 106 Green die erste Kampfhandlung des Unabhängigkeitskrieges statt.

Die Geschichte des Kuriers Revere wurde anno 1863 von dem amerikanischen Dichter Henry Wadsworth Longfellow in seinem Gedicht "Paul Revere’s Ride" festgehalten. Der Kurier erhielt dadurch endgültig den Status eines Nationalhelden.

Nach dem Krieg arbeitete Revere wieder als Silberschmied und baute sein Geschäft weiter aus. Bis zum Jahr 1789 betrieb er eine kleine Eisenwarenhandlung, anschließend eröffnete er eine Gießerei, die zunächst Schrauben, Bolzen und Nägel für den Schiffsbau in Nordengland herstellte. Ab 1792 goss er auch Kirchenglocken – er hatte die Bedürfnisse des Marktes erkannt und so wurde er bald der bekannteste Glockengießer in der Region. Eine der größten Glocken, die er herstellte, kann man auch heute noch in der King’s Chapel 39 in Boston läuten hören.

Anno 1811 ging Revere in den wohlverdienten Ruhestand. Er überließ seinen Söhnen und Enkelsöhnen das ertragreiche Geschäft. Im Jahr 1818 starb er im Alter von 83 Jahren. Sein Grab kann man auch heute noch besichtigen – es befindet sich auf dem Old Granary Burying Ground 38 nahe des Boston Common 33 Parks.

Nach dem Tode des Freiheitskämpfer wurde das Paul Revere House als Lebensmittelladen, Zigarren-Fabrik und Bank genutzt. Anno 1902 kaufte ein Nachfahre von Paul Revere das Gebäude, um es vor dem Verfall zu retten. Er sammelte Spenden, um das Haus zu restaurieren und ein Museum daraus zu machen. Nach seiner Eröffnung im Jahr 1908 war das Haus das erste Historische Museum der USA!

Zirka 90 Prozent des Paul Revere Houses sind noch im Originalzustand erhalten: Im oberen Stockwerk befinden sich zwei Zimmer, die wie zu Reveres Zeiten eingerichtet sind. Bei interessanten Vorträgen kann man in dem Museum viel über das Leben in der Kolonialzeit erfahren. Zusätzlich wird dem Besucher vorgeführt, wie man damals Handwerksprodukte fertigte. Im Innenhof des Hauses steht zudem noch eine der meisterhaften Glocken, die Paul Revere und seine Söhne herstellten.

Das Paul Revere House erreicht man, wenn man der Sehenswürdigkeitenstrecke "Freedom Trail" folgt – wem nach der Besichtigung des Museums nach etwas Erholung gelüstet, der sollte sich zur nahe gelegenen Paul Revere Mall 23 begeben. Dieser Platz wurde anno 1933 angelegt, um ein wenig Raum im sonst so verbauten Stadtteil North End zu schaffen. Bänke und kleine Tische laden im Schatten der Bäume – besonders in den warmen Monaten - zum Verweilen ein. Die Statue von Paul Revere ist, mit der Old North Church 22 im Hintergrund, ein beliebtes Fotomotiv.